Von: Markus EHRENPAAR und Robert BRANNAN
Aus: AÖE News 2: 35–67, Publikationsdatum: 18.04.2020, Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Entomologen
Mit den Themenbereichen „Rote Listen gefährdeter Tierarten“, „Entomologica Austriaca“, „Natur- und Artenschutz“, „Fachtagungen über Umweltthemen“ und „Biotopsicherung durch Flächenerwerb“ verbindet man in Kreisen der Entomologie und des Naturschutzes Österreichs seit Jahrzehnten Johannes Gepp, den Umweltentomologen. Der Präsident des Steirischen Naturschutzbundes, Prof. Univ.-Doz. Dr.phil. Johann(es) Gepp, absolvierte seinen Siebziger still und in bewusster Bescheidenheit, denn weder die Schwächen des Naturschutzes noch aktuelle Ergebnisse über das Insektensterben geben Anlass zum Feiern.
Gepp war vor Jahrzehnten der erste Naturschützer Österreichs, der Umweltentomologie betrieb (GEPP 1973–1985) und Insekten in hunderten Publikationen (Anhang 1A) und ebenso zahlreichen Schutzgebieten zu Leitobjekten des Biotopschutzes erhob (GEPP 1979). Er propagierte vor nahezu 40 Jahren die vielfaltsfördernde Idee des Naturgartens und die Anlage von Gartentümpeln (GEPP 1982, GEPP & KAUCH 1984) und experimentiert seit Jahrzehnten mit Insektennisthilfen (GEPP et al. 2011).
Noch heute sind dies aktuelle Themen, wie leider auch standortwidrige Fichtenmonokulturen (GEPP et al.1975), Insektenverluste durch den Kfz-Verkehr (GEPP 1974a) oder Rote Listen gefährdeter Tierarten (GEPP 1978). Von diesen Gefährdungslisten verlegte er mit zahlreichen Experten in mehreren oftmals zitierten Auflagen von bis zu 12.000 Stück nicht weniger als 78 Beiträge (GEPP 2005a). Als Vizepräsident des Österreichischen Naturschutzbundes hat er eine Vielzahl von insektenbezogenen Schutzgebieten durchgesetzt (GEPP 2006), wirkte als Mitinitiator von Natur- und Nationalparken und hat durch die Biotopkauf-Strategie des Naturschutzbundes in kollegialer Zusammenarbeit in der Steiermark aktuell 665 Grundstücke gesichert. Johannes Gepp verstand und versteht es seit fünf Jahrzehnten, österreichweit zahlreiche Verbündete für gemeinsame Natur- und Artenschutzprojekte zu begeistern (GEPP 2018a).
Die Öffentlichkeit über die Vielfalt der Arten und doch Bedrohung der Natur zu informieren, ist eines der großen Verdienste des angewandt agierenden Ökologen Johannes Gepp. Im Rahmen seiner zahlreichen Funktionen publizierte er persönlich oder lieferte als Presseinformant beständig Stoff für bisher weit mehr als 2000 Zeitungsartikel bzw. für populärwissenschaftliche Artikel in Vereinszeitschriften, darunter zwölfseitige Zeitungsserien wie „Die Letzten ihrer Art“ (Kleine Zeitung, 1981c). So waren 2012 bei einer Pressekonferenz über die Ammen-Dornfingerspinne an die 40 Reporter einschließlich mehrerer TV-Stationen anwesend. Er redigierte als Schriftleiter und Herausgeber mehr als 10.000 Druckseiten an naturwissenschaftlichen Publikationen, darunter an die 50 Bücher sowie rund 300 Broschüren naturkundlicher und naturschutzorientierter Themen. Johannes Gepp ist auch der Initiator der von der Österreichischen Entomologischen Gesellschaft herausgegebenen Zeitschrift Entomologica Austriaca und Schriftleiter ihrer Hefte 1 bis 12.
Stolz berichtete Gepp zum Pensionsantritt 2014, seit seiner Studienzeit über 40 Jahre durchgehend in einer Institution – dem vermutlich ältesten „Naturschutz-Institut“ der Welt (gegründet 1948/1949) – gearbeitet zu haben, während sich Namensdetails und Träger der Institution viermal änderten (GEPP 2018b). Dort und im Naturschutzbund Steiermark begleitete er in den Jahrzehnten seiner Funktionen nicht weniger als wechselnde 350 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie Stipendiaten und Gastwissenschaftler, die u. a. in behördliche Ämter, zu Abteilungsleitern oder Inhabern bedeutender Umweltinstitutionen, zu Universitätsprofessoren, Sachverständigen für Naturschutz und Entomologie etc. aufstiegen.
Niemand überblickt heute die Naturschutz-Szene Österreichs von den Anfängen bis heute besser als Johannes Gepp, daher sind mit der Gratulation zum 70. Geburtstag Wünsche und Hoffnungen verbunden, noch weitere richtungsweisende Publikationen aus seinem Wissensfundus durchblättern zu können. Angedacht sind seinerseits vorbereitete Themen wie Schneeinsekten, das Heerwurm-Phänomen, Artenschutzprogramme für Insekten und Larvalbiologie der Neuropteren. Daher wünschen wir ihm nicht nur im Sinne seiner wohl verdienten Pensionsjahre: Ad multos annos!
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