Mit Herz und Verstand – ein Botaniker als Vorbild

© Heli Kammerer

Heli Kammerer lebt und arbeitet in Stattegg, einer mittelgroßen Gemeinde, die nördlich von Graz am Fuße des Schöckl liegt und zum sogenannten Grazer Bergland gehört. Sein über 2ha großes Grundstück hat er vor mittlerweile 15 Jahren gekauft; damals befand sich dieses landwirtschaftliche Gelände in eher schlechtem Zustand. Die Unterbewirtschaftung war zu einem Teil auf die Lage zurückzuführen, denn auf einer Seehöhe von ca. 700m liegend, handelt es sich um steiles und steiniges Gebiet, von dem nur ein Fünftel mit einem Traktor bearbeitet werden kann. Die bestehende Unterbewirtschaftung hatte in diesem Fall aber auch klare Vorteile, denn die dort lebenden Tier- und Pflanzenarten waren autochthon, weil nie übermäßig gedüngt und weder mit Herbiziden noch Pestiziden gearbeitet worden war.

Der frischgebackene Grundbesitzer stellte sich der Herausforderung und begann zunächst, unerwünschtes Gehölz aus den Wiesenflächen zu entfernen; Einzelbäume und Sträucher als Begrenzungen blieben erhalten, einzelne Steinmauern dienen als Akzentuierung und Unterschlupf für Kleintiere. Seit diesen Anfängen wird die Wiesenfläche zwei Mal pro Jahr händisch gemäht, wobei Freunde bei dieser anspruchsvollen und kräftezehrenden Arbeit hilfreich zur Seite stehen.

Im Laufe der vergangene 15 Jahre ist dieses Wiesengrundstück so zu einem kleinen Paradies der Biodiversität geworden: Es gibt dort beispielsweise die Blauflügelige Ödlandschrecke, die in Österreich nur lokal vorkommt und in ganz Europa geschützt ist; dieses Insekt wird in den Roten Listen der Schweiz und Deutschlands als gefährdet eingestuft. Neuntöter und Ritterwanzen leben ebenfalls auf seinem Grundstück, aber besonders stolz ist Heli Kammerer auf eine Pflanze, die unter seiner Obhut gedeiht, während sie in Mitteleuropa bereits als gefährdet gilt: Die Wiesen-Küchenschelle.

Heli Kammerers Wiesengrundstück ist seit Herbst dieses Jahres offiziell die artenreichste Wiese der Steiermark; der „Wiesenpreis“ wurde von den steirischen Grünen konzipiert und in Form eines landesweiten Wettbewerbes ausgeschrieben. Zur fachkundigen Jury gehörte auch Prof. Johannes Gepp vom | naturschutzbund | Steiermark, dem die Förderung von Artenvielfalt und Biodiversität ein besonderes Anliegen ist. Die Philosophie, welche Heli Kammerer mit seinem kleinen Wiesenwunder umgesetzt hat, ist relativ einfach erklärt und soll für uns alle eine Botschaft sein: Er plädiert dafür, sich von schwierigem Terrain nicht abschrecken und Brachland nicht verwildern zu lassen, sondern auch unter herausfordernden Gegebenheiten händisch zu bewirtschaften, da diese behutsame Vorgangsweise einen wesentlichen Beitrag zur Förderung und Erhaltung artenreicher Fauna und Flora darstellt. (25.11.2020)

© Heli Kammerer

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