Mag.a Dr.in Melitta Fuchs, Fachbereich Botanik | naturschutzbund | Stmk
Alle in der Steiermark vorkommenden Arten von Sonnentau sind „insektenfressende“ Pflanzen.
Die Blattrosetten glitzern im Sonnenlicht wie Tautropfen. Es sind die an den rundlichen Blättern sitzenden klebrigen Blatt-Tentakel (Stieldrüsen), die auf Insekten eine magische Anziehungskraft ausüben. Bereits bei der ersten Berührung bleiben sie kleben und die Tentakel krümmen sich darüber. Ihre Verdauung erfolgt durch Verdauungsdrüsen in der Blattmitte und dauert einige Tage, übrig bleibt nur der Chitinpanzer. Durch diese Mahlzeiten können die Sonnentaupflanzen die für den eigenen Eiweißaufbau nötigen Stickstoffverbindungen gewinnen, an denen im Moorboden Mangel herrscht.
Die in der Steiermark noch häufigste Sonnentauart ist der Rundblatt-Sonnentau, (Drosera rotundifolia). Die Spreiten seiner tentakeltragenden Laubblätter sind kreisrund und deutlich vom Blattstiel abgesetzt. Der Rundblatt-Sonnentau wächst von der submontanen bis subalpinen Höhenstufe auf den Bulten der Hochmoore und auch auf Torfmoosdecken der Zwischenmoore sowie auf einzelnen Torfmoosbulten in Flachmooren.
Der Langblatt-Sonnentau (Drosera anglica) zeigt schmale, lange Blätter, die allmählich in den Blattstiel übergehen. Er ist ein Bewohner der See-Verlandungszonen, der Schwingrasen und Übergangsmoore. Hier gedeiht er in nassen Vertiefungen, den Moorschlenken, wo keine Gehölze aufkommen und auch bultbildende Torfmoose nicht mehr so üppig wachsen. Der Langblatt-Sonnentau kommt in der Steiermark vor allem noch in Mooren des Salzkammergutes vor.
In Gebieten, wo Langblatt- und Rundblatt-Sonnentau gemeinsam vorkommen, können sich durch Kreuzung Hybride bilden: der Bastard-Sonnentau, (Drosera x obovata). Der Bastard-Sonnentau hat verkehrt-eiförmige Blattspreiten, die allmählich in den etwas kürzeren Blattstiel verlaufen – steht also in der Blattform zwischen den Elternarten. Die vielblütigen Blütenstände, die wie bei den Elternarten aus der Mitte der Blattrosette aufsteigen, entwickeln keine Samen. Der Bastard-Sonnentau vermehrt sich aber (wie zusätzlich die anderen Sonnentauarten auch) vegetativ, vor allem durch Adventivknospen auf Blättern und Blattstielen. So kann er sich auch in Gebieten ausbreiten, wo ein oder beide Elternarten nicht mehr vorhanden sind, z. B. in der Umgebung des Schwarz-Sees auf der Turracherhöhe, wo der Langblatt-Sonnentau fehlt. Aufgrund der Gefährdung stehen heute alle Sonnentauarten unter Naturschutz.