Wildtiere zu Hause in der Stadt

Die Stadt ist ein attraktiver Lebensraum für Wildtiere, der Nahrung, Wärme und Schutz bietet. Je größer die Stadt, desto vielfältiger auch das Tierleben. Alle Tiergruppen von Einzellern, über Insekten und Amphibien bis zu Säugetieren sind vertreten, bis zu 10.000 Arten können vorkommen. Die Opportunisten passen ihr Verhalten an die neue Umgebung an und werden zu Spezialisten, es können sich sogar neue Arten entwickeln. Neuen Statistiken zufolge ist anzunehmen, dass sich in Zukunft noch mehr Wildtiere, vor allem in der Peripherie der Städte, ansiedeln. Grund dafür ist u. a. das Wachsen von Siedlungen auf Kosten des freien Naturraumes, somit nehmen wir Menschen den Wildtieren ihre Heimat weg, mit der Folge, dass sie sich in Ballungsräumen niederlassen, um zu überleben.

Wildtiere folgen den Menschen seit jeher in Siedlungsräume, die typischen Kulturfolger wie Ratten oder Tauben und Mauersegler lebten bereits vor tausenden Jahren in unseren Städten und Dörfern. Aber nicht alle Tiere sind gleichermaßen willkommen. Während Eichhörnchen ganz oben auf der Beliebtheitsskala der Menschen stehen, sind Marder auf Dachböden nicht gern gesehen und Mäuse, Ratten sowie Tauben werden bekämpft.

Gekommen, um zu bleiben

Im Laufe der Zeit haben sich Wildtiere immer mehr an das Stadtleben und an die Menschen angepasst. Viele Wildtiere werden schon in Städten geboren und wachsen im urbanen Umfeld auf, sie kennen das Freiland nicht mehr. So ist die Begegnung mit Rehen in Parkanlagen, Füchsen auf Straßen und Plätzen, Igeln und Dachsen in Gärten, Bibern an den Bächen und Flüssen u.a. keine Seltenheit. Werden sie gefüttert, gewöhnen sie sich an Menschen und verlieren oftmals ihre Scheu. Viele Singvögel kommen zu den Vogelfutterstellen in Gärten. Einige Vogelarten fliegen im Winter nicht mehr in den Süden, wenn sie ausreichend Nahrung finden. Menschen helfen Wildtieren auf verschiedene Arten, so werden z.B. im Frühjahr in der Wanderzeit für Amphibien spezielle Schutzzäune auf Straßen aufgebaut, um sie vor Autos zu retten, denn viele Gefahren, wie der Verkehr oder Katzen, lauern im urbanen Gebiet. Darüber hinaus werden Wildtiere durch massive Bautätigkeiten immer wieder aus ihren städtischen Lebensräumen verdrängt. Das hat zur Folge, dass sich die Tiere an die ständigen Veränderungen laufend anpassen müssen. So sind z.B. Friedhöfe für Feldhamster in Wien zur neuen Heimat geworden.

Das Zusammenleben mit Wildtieren in der Stadt erfordert Verständnis und Toleranz! Lassen wir Wildnis zu und schützen sie, statt sie zu bekämpfen. Denn letztendlich verbessern alle Grünräume die Lebensqualität einer Stadt und wir sollten lernen, mit den Wildtieren umzugehen, mit ihnen zusammenzuleben und ihr Vorkommen im urbanen Raum fördern.

Hausrotschwanz brütet in einer Garage                                                          Reh im Lebensraum "Stadt"

StadtWildtier-Meldeplattformen

Wildtier-Beobachtungen können auf diversen Meldeplattformen geteilt werden. So helfen wir, Wissen über Stadtwildtiere zu sammeln. In Graz können Brutplätze von gebäudebrütenden Vogelarten, wie Mehlschwalben, Mauersegler, Turmfalken u.a., auf der neuen Meldeplattform des Naturschutzreferats eingetragen werden: Meldeplattform Graz Gebäudebrüter

Das Projekt StadtWildTiere Österreich beschäftigt sich mit der Erfassung von Wildtieren im urbanen Lebensraum. Fotos kann man unter: Meldeplattform Stadtwildtiere hochladen.

Citizen-Science-Meldungen können auf auf der Naturschutzbundplattform www.naturbeobachtung.at gepostet werden. Alle Einträge werden wissenschaftlich überprüft und dienen dem Artenschutz.

Turmfalken sind typische Gebäudebrüter                                                        Wildkaninchen leben am Bahndamm

Dr. Gabriele Hubich, Chefredakteurin Naturschutzbund Steiermark, Kontakt: gabriele.hubich@naturschutzbund.at

Alle Fotos: © Gabriele Hubich

Mai 2025

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