Seit diesem Jahr gehört das Kerngebiet des national bedeutsamen Tettermoors dem Naturschutzbund. Das empfindliche Ökosystem ist ein wichtiger natürlicher Hochwasserrückhalt, C02-Speicher und Rückzugsraum für spezialisierte Arten. Um seine Funktionen langfristig zu erhalten und zu verbessern, wurden bereits erste Maßnahmen umgesetzt.
Wenn Fichten zu Wasserdieben werden
Teile des Moores verbuschen überwiegend mit Fichten und Birken. Fichten sind für Moore problematisch, denn sie haben einen hohen Wasserbedarf und ihre langsam zersetzende Nadelstreu versauert den Boden. Dadurch verschlechtern sich die Bedingungen für die meisten spezialisierten Moorpflanzen. Dies führt langfristig zu einem Rückgang der Artenvielfalt. Um diese negative Entwicklung zu stoppen, hat der Naturschutzbund bereits zahlreiche Fichten gezielt entnehmen lassen.
Wissenschaft als Grundlage für Managementmaßnahmen
Parallel dazu laufen umfangreiche Erhebungen verschiedener Tiergruppen, die als Grundlage für Optimierungsmaßnahmen dienen. So wurden im Gebiet zahlreiche Fledermauskästen verschiedenen Bautyps (z. B. Spalten- und Hohlkästen) aufgehängt. Mit dieser Maßnahme soll im kommenden Jahr zum einen untersucht werden, welche Fledermausarten im Gebiet vorkommen und zum anderen bieten die künstlichen Quartiere Fledermäusen tagsüber Schutz, Ruheplätze und geschützte Orte für die Jungenaufzucht. Da künstliche Quartiere nicht von allen Fledermausarten gleichermaßen angenommen werden, erfolgen ergänzend Untersuchungen mit Bat-Detektoren. Mit diesen können anhand der artspezifischen hochfrequenten Rufe die unterschiedlichen Arten identifiziert werden.

Fledermauskasten wird angebracht Hirschsuhle (beide Fotos © Frank Weihmann)
Auch die Untersuchungen zu Tagfaltern liefern wertvolle Hinweise auf die ökologische Qualität des Gebiets. Insgesamt konnten 16 Arten nachgewiesen werden, darunter spezialisierte Moor- und Feuchtwiesenarten wie der Hochmoor-Perlmuttfalter (Boloria aquilonaris) und der Sumpfwiesen-Perlmuttfalter (Boloria selene). Diese Nachweise zeigen, dass das Moor einen wichtigen Lebensraum für auf intakte Moore spezialisierte Falter darstellt.
Überraschenderweise konnten bei der Brutvogelkartierung kaum charakteristische Wiesen- und Feuchtgebietsarten, beispielweise Neuntöter oder Bachstelze, festgestellt werden. Vermutlich bietet der wassergesättigte Boden keine geeigneten Brutbedingungen für Bodenbrüter.
Erfreuliche Ergebnisse lieferte dagegen die Erhebung ausgewählter geschützter Säugetiere. Mit Hilfe ausgebrachter künstlicher Neströhren konnte die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) nachgewiesen werden. Zudem fanden sich zahlreiche frische Spuren des Fischotters (Lutra lutra) im Ufersand. Auffällig waren auch mehrere Hirschsuhlen, die sich temporär mit Wasser füllen und so zu wertvollen Lebensräumen werden. Sie ziehen wasserlebende Insekten wie Libellen an und erhöhen kurzfristig die Artenvielfalt im Gebiet. Diese Strukturen werden im kommenden Jahr besonders genau beobachtet.
Zukünftig sind weitere gezielte Managementmaßnahmen geplant, die auf den gewonnenen Erkenntnissen aufbauen. Gleichzeitig werden botanische und zoologische Erhebungen fortgeführt, um den Erfolg der bisherigen Schritte regelmäßig zu überprüfen. Mit diesem langfristigen Ansatz soll das Tettermoor als wertvoller Naturraum erhalten werden – für die Arten, die dort leben, und für seine wichtige Funktion im Wasserhaushalt der Region.
Dr. Frank Weihmann
Dezember 2025
Titelfoto: © Johannes Gepp
Dieses Projekt wird durch den Biodiversitätsfonds des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft gefördert.
