Artenschutzprojekt Haselmaus (Muscardinus avellanarius) und Wasserspitzmäuse (Neomys sp.)

Artenschutzprojekt Haselmaus und Wasserspitzmäuse

Der Klimawandel und der nahezu ungebremste fortschreitende Flächenverbrauch führen zu einem Wandel in den Lebensräumen und der Lebensweise von Kleinsäugetieren. Um die Auswirkungen dieser Veränderungen zu erfassen, sind wissenschaftliche Erhebungen eine dringende Notwendigkeit. Auch der Naturschutzbund möchte hier genauer hinsehen und startete gemeinsam mit dem Institut apodemus das Artenschutzprojekt Haselmaus und Wasserspitzmäuse (2021-2023). Dadurch sollte mehr über die potentiellen Lebensräume und Vorkommen der Haselmaus Muscardinus avellanarius in Erfahrung gebracht werden. Für die Wasserspitzmaus hingegen galt es Losungstunnel als potentielle Methodik zur Kartierung der Art zu testen und zu optimieren.

Die Ergebnisse zeigen: die Flächen des Naturschutzbundes sind wertvolle Refugien für die Haselmaus

Die Kartierungen mit künstlichen Quartieren (Neströhren) auf 30 Untersuchungsflächen zeigen, dass die seltene Haselmaus in geeigneten Habitaten durchaus noch anzutreffen ist. So konnte auf 23 der 26 Naturschutzbundflächen ein Vorkommen festgestellt werden. Auffallend hoch waren die Populationsdichten rund um den Erzlhof beim Semmering und beim Murauwald in Kraubath. Beide Flächen bieten dem kleinen Bilch mit einer hohen Anzahl verschiedener fruchttragender Sträucher eine ausgezeichnete Nahrungsgrundlage. Für einige ausgewählte Flächen wurden Konzepte ausgearbeitet, welche dem Naturschutzbund künftig helfen, mit wenig Aufwand den Bedürfnissen der Haselmaus noch besser zu entsprechen.

Die Haselmaus ist ein Bioindikator: Wo sie vorkommt, herrscht Artenreichtum! Ihr Vorkommen auf 23 der 26 untersuchten Naturschutzbundflächen zeigt deren hohen ökologischen Wert.

Haselmaus-Habitatmodell für die Steiermark

Um ein Bild über die verfügbaren Lebensräume der Haselmaus zu erhalten, wurde ein Habitatmodell (Habitat Suitability Index) berechnet. Es zeigt, dass in den Nordalpen und im Randgebirge sehr gut geeignete Lebensräume befinden. Hier profitiert die Haselmaus vom hohen Anteil sonnenexponierter Bergmischwälder mit hohem Laubanteil in niedriger Höhenlage. In den Tälern findet sie meist vergleichsweise kleine Habitate bei strauchreichen Randflächen und in den Auwäldern größerer Flüsse wie der Enns oder der Mur.

Das Vorland ist durch seine niedrige und sonnexponierte Lage sowie die lange Vegetationsdauer als Haselmaus-Lebensraum prädestiniert. Die intensive Nutzung der Region für Industrie, Landwirtschaft, Straßen- und Siedlungsbau führte jedoch zu einer Fragmentierung der Lebensräume. Die verbliebenen Laubmischwälder (v. a. Auwälder) sind bis heute gut geeignete Habitate der Haselmaus. Damit dies aber auch so bleibt, ist die Förderung und Beibehaltung der Habitatvernetzung entscheidend. Der Naturschutzbund trägt hier mit durchgehenden und fruchtreichen Gehölzreihen entlang von Flussufern z.B. Lafnitz oder Raab positiv bei.  Das Habitatmodell kostenfrei steht unter als PDF zur Verfügung.

Für einen effektiven Artenschutz sind aktuelle Informationen zum Vorkommen der Haselmaus nötig! Bitte melden Sie uns daher den Fund einer Haselmaus oder ihrer Spuren (Informationen zu Grasnest und Fraßspur finden sie Beitrag Spuren erkennen und Beobachtungen melden im Naturschutzbrief). Sie können dafür die Online-Plattform des Naturschutzbundes (naturbeobachtung.at) oder GeoMaus (kleinsaeuger.at) von apodemus nutzen.

Eine neue Methodik erleichtert die Erforschung der Wasserpitzmaus

Neben den Untersuchungen über die Haselmaus war die Entwicklung einer Methodik zur Erhebung von Wasserspitzmaus-Vorkommen Ziel des Projekts. Die beiden Arten der Gattung Wasserspitzmäuse, die Wasserspitzmaus Neomys fodiens und die Sumpfspitzmaus N. anomalus, sind im Steiermärkischen Naturschutzgesetz zwar geschützt, über die aktuelle Verbreitung ist jedoch nur wenig bekannt. Im Projekt wurde ein Vorgehen entwickelt, welche das Auslegen von beköderten Losungstunneln mit anschließender biochemischer Artidentifikation (DNA-Barcoding) vorsieht. Dies soll künftig eine einfachere Kartierung ermöglichen und den Schutz dieser beiden versteckt lebenden Kleinsäugerarten erleichtern.

Dr. Christine Resch, Dr. Stefan Resch

office@apodemus.at

Foto: Haselmaus © apodemus

März 2024

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